Füchsen in der Stadt reicht ein kleines Hirn

Füchsen in der Stadt reicht ein kleines Hirn

Städtische Füchse haben kürzere Schnauzen und kleinere Gehirne als ihre Artgenossen auf dem Land. Jetzt haben Forscher erstmals untersucht, wie das Stadtleben die Anatomie der Füchse Londons verändert hat!

 


Städtische Füchse haben kürzere Schnauzen und kleinere Gehirne als ihre Artgenossen auf dem Land. Jetzt haben Forscher erstmals untersucht, wie das Stadtleben die Anatomie der Füchse Londons verändert hat!

Füchse in der Stadt haben kürzere Schnauzen und kleinere Gehirne

Füchse, die nach Pizzaresten wühlen und ihre Welpen in menschenleeren Gärten aufziehen: Solche Szenen spielen sich in der Schweiz seit den 1980er Jahren ab.

Damals besiedelten die ersten Stadtfüchse Zürich, in England gibt es sie schon viel länger.

Füchse entdeckten London bereits vor hundert Jahren als neuen Lebensraum.

Jetzt haben Forscher erstmals untersucht, wie das Stadtleben die Anatomie der Füchse Londons verändert hat ->> Proceedings of the Royal Society B»

Demnach nehmen Stadtfüchse eine hundeähnliche Eigenschaft an: Sie besitzen kürzere Schnauzen als ihre Artgenossen auf dem Land.

Verkürzte Schnauzen sind ein Merkmal bei vielen domestizierten Tieren

"Verkürzte Schnauzen sind ein Merkmal, das bei vielen domestizierten Tieren auftritt", so Madeleine Geiger von der Universität Zürich.

Die Paläontologin untersucht die Domestikation verschiedenster Tierarten, war an der Studie aber nicht beteiligt.

Geiger weiter: "Es scheint fast so, als ob die Stadtfüchse den Weg der Selbstdomestikation eingeschlagen haben".

Die Tiere suchen die Nähe des Menschen, wie dies vor Tausenden von Jahren auch Wölfe oder Katzen getan haben.

Tierschädel aus London

Der Kanadier Kevin Parsons war für eine Anstellung an der University of Glasgow nach Grossbritannien gezogen. "Hier fiel mir auf, dass die Füchse in den Städten viel zahmer sind, als ich es aus meiner Heimat gewohnt war", erzählt dieser.

"Als ich von einer grossen Sammlung von Fuchsschädeln im Schottischen Nationalmuseum hörte, wollte ich der Sache auf den Grund gehen."

Die Schädel stammten aus den Jahren 1971 bis 1973, als in London und Umgebung zahlreiche Füchse erlegt wurden. Anhand der Ortsbeschreibung konnte Parsons nachvollziehen, ob die Füchse in der Stadt oder auf dem Land geschossen worden waren.

Er fotografierte 57 weibliche und 54 männliche Schädel und vermass sie.

Schnauzen der Stadttiere kürzer, Gehirnschädel waren kleiner

Nicht nur waren die Schnauzen der Stadttiere kürzer, sie wiesen auch geringere Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf, und ihre Gehirnschädel waren kleiner.

"Das alles passt ins Schema des Domestikations-Syndroms", so Parsons.

Demnach wären die Merkmale der Stadtfüchse das Resultat einer Selektion auf Zahmheit.

Schliesslich überleben im Siedlungsraum eher zutrauliche Füchse, die auch in unmittelbarer Nähe des Menschen nach Nahrung suchen.

Könnten auch spezifische evolutionäre Anpassungen sein

Laut Parsons ist aber auch denkbar, dass es sich bei den Eigenschaften um spezifische evolutionäre Anpassungen an die städtische Umgebung handelt.

So erlaubt ein kurzer Kiefer, stärker zuzubeissen. Das könnte in der Stadt hilfreich sein, um Kartonschachteln oder Plastiksäcke aufzureissen.

Die geringeren Geschlechtsunterschiede rühren möglicherweise daher, dass Männchen in der dicht von Füchsinnen besiedelten Stadt kaum um Weibchen kämpfen müssen.

Eine grössere Statur bringt einem männlichen Stadtfuchs somit weniger Vorteile. Die kleineren Gehirne der Städter wiederum könnten eine Folge davon sein, dass sie sich bei der Nahrungssuche weniger anstrengen müssen.

"Es erfordert keine besondere Intelligenz, ein paar Pommes frites im Abfall zu finden", so Kevin Parsons.

Tiere potenzielle Krankheitsüberträger

Zu Bedenken bleibt aber: Selbst wenn sich bei den heutigen Stadtfüchsen eine frühe Form der Domestizierung abspielt, werden sie in absehbarer Zeit nicht so zahm wie Hunde werden. "Dafür braucht es genetische Feinjustierungen, die Jahrtausende dauern", sagt Parsons.

Es sei auch nicht ratsam, sich Stadtfüchsen zu nähern oder sie zu füttern, so die Biologin Sandra Gloor von Swild, einer Forschungsstelle für Stadtökologie mit Sitz in Zürich.

Im Übermut schnappen sie dann vielleicht auch einmal zu. "Ausserdem sind Füchse potenzielle Krankheitsüberträger. Mit dem Fuchsbandwurm und der Milbenerkrankung Räude können sie Menschen anstecken, mit dem Staupevirus Haustiere. Ist wieder einmal ein Fuchs im Garten zu Besuch, ist es also besser, ihn nur vom Wohnzimmerfenster aus zu beobachten und nicht zu füttern!


Foto: Pixabay
Quelle: nzz.ch


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