Binnen weniger Wochen sind in Rumänien zwei Förster der staatlichen Forstverwaltung ums Leben gekommen. Liviu Pop wurde vergangene Woche erschossen, als er Holzdiebe stellen wollte und im September war der Förster Raducu Gorcioaia getötet worden.
Binnen weniger Wochen sind in Rumänien zwei Förster der staatlichen Forstverwaltung ums Leben gekommen. Liviu Pop wurde vergangene Woche erschossen, als er Holzdiebe stellen wollte und im September war der Förster Raducu Gorcioaia getötet worden.
Die „Holzmafia“ wütet in Rumäniens Wäldern
Rumänien gilt mit seinen Wäldern als schlicht DIE grüne Lunge Europas – und leider auch als Schlaraffenland für die Holzindustrie. Mit illegalen Schlägerungen und Diebstählen versuchen auch Kriminelle, gute Geschäfte zu machen.
Binnen weniger Wochen sind nun zwei Förster der staatlichen Forstverwaltung getötet worden. Liviu Pop wurde vergangene Woche erschossen, als er Holzdiebe stellen wollte. Im September war der Förster Raducu Gorcioaia getötet worden.
Praktiken wie beim Raubbau im Amazonas
Die Praktiken der „Holzmafia“ erinnern an den Raubbau im Amazonas: Holzdiebe in den Wäldern Rumäniens gehen mittlerweile über Leichen.
Laut Silviu Geana, Forstarbeitergewerkschaft Silva, wurden in den vergangenen Jahren sechs Förster getötet. Die staatliche Forstverwaltung Romsilva zählte allein in 2019 schon rund 16 tätliche Angriffe.
Der 30-jährige Pop wurde laut den Ermittlern in der Region Maramures mit seinem eigenen Gewehr erschossen und in eine Schlucht geworfen. Nach einem Hinweis wollte er im Wald Holzdiebe stellen, nicht ausgeschlossen wird, dass er gezielt in eine Falle gelockt wurde.
Drei Verdächtige mit guten Verbindungen
Drei Verdächtige wurden daraufhin vernommen, sie sagten aus, Förster Pop habe sich selbst versehentlich mit dem Gewehr erschossen.
Anklage gegen die Männer wurde vorerst nicht erhoben: Laut rumänischen Medien soll einer der drei mit einem leitenden Staatsanwalt verwandt sein!
Alle drei würden für ein Familienunternehmen arbeiten, dessen Holzmachenschaften schon mehrmals die Behörden beschäftigt hätten. Abgesehen von kleineren Geldstrafen seien die Firmeneigentümer aber nie zur Rechenschaft gezogen worden...
Natura-2000-Schutzgebiete
Umweltschützer schlagen schon seit Jahren Alarm: Geschlägert werde in den Urwäldern und auch in den von der EU definierten Natura-2000-Schutzgebieten, in denen gefährdete Pflanzen- und Tierarten eigentlich geschützt sein sollten.
Wie groß die abgeholzten Flächen der vergangenen knapp zwei Jahrzehnte sind, darüber gehen die Schätzungen auseinander. Wohl zwischen 3.000 und 4.000 Quadratkilometer sollen es sein, Letzteres entspricht der Größe des Bundeslandes Burgenland.
Holzmafia und korrupte Politik
Naturschützer sprechen von einer Mischung aus legalen, halblegalen und illegalen Schlägerungen. Getrieben würden sie von großen Holzunternehmen, auch aus Österreich.
Die Holzunternehmen Schweighofer, Egger und Kronospan sind dominierende Akteure in Rumänien. In der Vergangenheit haben NGOs und investigative Medien immer wieder die drei Unternehmen beschuldigt, über zahlreiche Zwischenhändler auch illegal geschlägertes Holz bezogen zu haben.
Schweighofer wurde 2016 auch das Nachhaltigkeitssiegel der Forest Stewardship Council (FSC) entzogen.
Doina Pană - Die vergiftete Forstministerin
Anfang Jänner 2018 trat die rumänische Forstministerin Doina Pană überraschend zurück. Zuvor hatte sie versucht, rigoros gegen illegale Abholzungen vorzugehen.
Sie sei plötzlich erkrankt, hieß es damals, Krebsgerüchte machten die Runde. Bis vor wenigen Wochen die wahre Geschichte an die breite Öffentlichkeit drang.
Die Ex-Ministerin hatte lange geschwiegen, weil sie einen Imageschaden für Rumänien befürchtete.
Jetzt schildert sie in einem Interview, wie sie sich im Herbst 2017 schlagartig immer schlechter fühlte, Herzrasen bekam, die Ärzte rätselten und sie fürchtete, sterben zu müssen. Sie trat zurück.
Mit hochdosiertem Quecksilber vergiftet worden
Erst nach ihrem Rücktritt lieferten umfangreiche Untersuchungen und ein toxikologisches Gutachten ein unglaubliches Resultat: Die Ministerin dürfte über einen längeren Zeitraum mit hochdosiertem Quecksilber vergiftet worden sein.
Im Interview mit der Plattform „Ziar de Cluj” kommt für die mittlerweile genesene Politikerin nur die Holzmafia als mögliche Auftraggeberin ihrer Ermordung in Frage.
Die von ihr neu erlassenen Auflagen hätten den illegalen Einschlag erschwert und den Kartellen „riesige Verluste” beschert. Sie verweist auch auf das von ihr gegen Schweighofer eingebrachte Monopolgesetz, welches dem Giganten den Aufkauf von Rundhölzern erschwerte: „Allein diese eine Änderung im Zivilgesetz hat Schweighofer 150 Millionen Euro im Jahr gekostet.
Dieser Betrag zirkulierte auch in einem Brief, den sie dem damaligen Premierminister Victor Ponta schickten.
Ich habe diese Maßnahme trotzdem umgesetzt. Klar, sie haben mich nicht geliebt, natürlich haben sie mich nicht geliebt. Ich habe gesehen, dass sie mich mit allen möglichen Mitteln diskreditieren, aber ich habe mir niemals gedacht, dass sie so weit gehen.”
Foto: Pixabay
Quelle: orf.at / addendum.org