Unbekannte Täter haben einen Biber in einem Gewerbegebiet in Brandenburg ausgesetzt, der vermutlich mit Tularämie infiziert ist. Ein Pförtner beobachtete die Freilassung und verständigte die Tierrettung.
Unbekannte setzen mit Hasenpest-Infizierten Biber aus
Unbekannte Täter haben einen Biber in einem Gewerbegebiet in Brandenburg ausgesetzt, der vermutlich mit Tularämie infiziert ist. Ein Pförtner beobachtete die Freilassung und verständigte die Tierrettung.
Hochansteckende Krankheit: Hasenpest-Verdacht
Ein mysteriöser Fall, der derzeit die Potsdamer Tierrettung beschäftigt.
Schon am Mittwoch wurde den ehrenamtlichen Helfern des Tierschutzvereins ein Video zugespielt, das in einem Gewerbegebiet aufgenommen wurde.
Zu sehen ist ein Transporter, der anfährt, hält, einen Biber freilässt und dann das Weite sucht.
Ein Pförtner beobachtete den seltsamen Vorgang, informierte die Tierschützer und baute einen Holzverschlag, um den Nager zu schützen.
Mitarbeiter betäubt den Biber
Die Mitarbeiter der Tierrettung machten sich nach der Information des Pförtners auf den Weg, fanden den Biber und konnten ihn „problemlos einfangen“, so die Info in einem Facebook-Posting. Doch das Tier verhielt sich ungewöhnlich.
Der Nager zeigte keine Angst, konnte zudem kaum atmen. „Wir können schon davon ausgehen, dass selbst eine Person, die nichts mit Tieren am Hut hat, bei diesem Biber hätte erkennen müssen, dass dieses Tier hochgradig krank ist und zwar nicht erst seit ein paar Tagen“, schreibt die "Mobile Tierarzttpraxis" zu dem seltsamen Fall.
Die Symptome des Tieres: Er rang nach Luft, die Nase war mit Eiter verklebt, der Rachenraum entzündet, die Kopflymphknoten geschwollen, teilweise sogar aufgegangen!
Tularämie ist auch für Menschen gefährlich
Eine erste Untersuchung ergab den schlimmen Verdacht der Hasenpest oder auch Lemmingfieber genannt. Diese gefährliche Krankheit tritt vor allem bei wilden Nagetieren auf, im Verlauf ähnelt sie der echten Pest.
Sie wird durch Bakterien ausgelöst, verläuft oft tödlich – und ist auch für Menschen gefährlich. Durch eine so genannte Zoonose, also die Übertragung von Tieren auf Menschen, kann eine Ansteckung erfolgen.
Alle nachgewiesenen Fälle müssen dem Gesundheitsamt gemäß Infektionsschutzgesetz gemeldet werden.
Das kranke Tier wurde eingeschläfert
Gordon Ebeling von der "Mobilen Tierarztpraxis" berichtet: „Vor einigen Jahren ist beinahe die gesamte Biberpopulation von Brandenburg an der Havel an dieser Krankheit verendet.“ Es sei bislang nicht zu 100 Prozent nachgewiesen, dass in diesem Fall hier Tularämie vorliegt, die Symptome seien aber typisch.
Auch Insektenstiche können infektiös sein. In Deutschland stecken sich jährlich Dutzende Menschen damit an, alleine im Jahr 2018 waren es 40. Ohne rechtzeitige Behandlung stirbt ein Drittel der menschlichen Patienten.
Tiere versterben zumeist binnen weniger Tage an der Infektion. Der betroffene Biber wurde nach Rücksprache mit dem Veterinäramt eingeschläfert, sein Kadaver wird im Landeslabor untersucht.
Fahrer soll sich dringend melden
Nun wird der Fahrer des Transporters dringend aufgefordert, sich bei der nächsten Polizeidienstselle zu melden und sich in ärztliche Behandlung zu begeben.
Auch für Gordon Ebeling ist es ein Rätsel, warum der Transporterfahrer das Tier ausgesetzt hat. „Möglicherweise hat er das kranke Tier gefunden und wollte helfen“, sagt der Tierarzt, „vielleicht gibt es aber auch Menschen, die Biber als Haustiere halten und derjenige wollte sich des Problems einfach entledigen.“
Immerhin: Eine mögliche Mensch-zu-Mensch-Übertragung der Tularämie bislang nicht bekannt.
Foto: Privat
Artikel: maz-online.de