Deutschland hat den WWF über Jahre mit Dutzenden Millionen Euro unterstützt. Nun wurden Gelder für einen Nationalpark eingefroren.
Deutschland stoppt Zahlungen an WWF, bis Vorwürfe geklärt sind
Deutschland hat den WWF über Jahre mit Dutzenden Millionen Euro unterstützt. Nun wurden Gelder für einen Nationalpark eingefroren.
Bundesregierung hat Auszahlungen von Fördermitteln gestoppt
Die Bundesregierung hat bis auf Weiteres die Auszahlung von Fördermitteln an den WWF gestoppt. Der Schritt ist eine direkte Reaktion auf die schweren Menschenrechtsverletzungen in vom WWF geführten Nationalparks.
Den Parkwächtern vor Ort werden Gruppenvergewaltigungen schwangerer Frauen, Morde, Folter und brutale Gewalt gegen die einheimische Bevölkerung vorgeworfen.
Die Fakten hat BuzzFeed News im März in einer monatelangen Recherche öffentlich gemacht.
Staatliche Förderbank stoppt Mittel
Einer Sprecherin zufolge hat die staatliche Förderbank KfW gemeinsam mit dem Entwicklungshilfeministerium (BMZ) entschieden, Zahlungen an den WWF zu stoppen, die für den Salonga Nationalpark zugesagt worden waren.
Auch die staatliche „Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit“ (GIZ) stellte Mittel an den WWF bis auf weiteres unter Vorbehalt.
In den vergangenen Jahren hatte der WWF Dutzende Millionen Euro an Fördermitteln erhalten. Weder die Frage, welche Szenarien zu einer Rückforderung führen würden noch welche Summe bislang betroffen seien, wollten KfW oder GIZ beantworten. „Die Bedingungen für die Mittelauszahlungen sind in einem privatrechtlichen Vertrag geregelt und unterliegen vertraglichen Vertraulichkeitspflichten.
Aus diesem Grund bitten wir um Verständnis dafür, dass wir zu der Höhe der betroffenen / ausgezahlten / eingefrorenen Mittel keine Angaben machen können“, schrieb eine KfW-Sprecherin.
Betroffener Park wird weiter finanziert
Laut Medienberichten gibt es derzeit zehn Kooperationsprojekte des WWF mit der bundeseigenen GIZ sowie 19 laufende Projekte mit der KfW.
Seit Seit 2009 habe die KfW bei 29 Vorhaben mit der Organisation kooperiert, trotz Vorwürfen und schleppender Aufklärung wird der betroffene Park aber weiter finanziert.
Noch im September 2018 unterzeichnete die KfW für den betroffenen Park einen neuen, vierten Finanzierungsvertrag für die kommenden drei Jahre. Einen (noch unfertigen) Entwurf des Untersuchungsberichts, mit dem der WWF die Vorfälle aufklären wollte, erhielt die KfW erst im April 2019 – und damit ein halbes Jahr, nachdem die neue Finanzierung bereits beschlossen war. Auch der neue Finanzierungsvertrag war nicht öffentlich bekanntgegeben worden.
Ermöglichen deutsche Steuer-Millionen Folter, Mord und Vergewaltigungen?
Mit diesem Schritt fließen auch in den kommenden Jahren weiterhin deutsche Steuermittel in einen Park, dessen Personal seit geraumer Zeit schwerwiegende Vorwürfe gemacht werden.
Eine internationale Recherche von BuzzFeed News hatte im März schwerste Menschenrechtsverletzungen im Zuständigkeitsbereich des WWF enthüllt.
Der WWF arbeitete demnach mit paramilitärischen Einheiten zusammen, die die indigene Bevölkerung in Naturschutzparks gewaltsam vertrieben, Dörfer überfielen, Menschen folterten sowie Gruppenvergewaltigungen und sogar Morde verübten.
Großbritannien und USA stellen intensive Untersuchungen an
Die Recherchen hatten eine internationale Debatte ausgelöst. In Großbritannien und den USA untersuchen nun die britische Regierung und das US-Repräsentantenhaus den WWF.
Aus Deutschland waren die Reaktionen bisher mehr als verhalten: man vertraue darauf, dass der WWF die Vorwürfe selbst untersuchen werde und wolle die Ergebnisse dieser Untersuchung abwarten, erklärten BMZ und KfW!
WWF versuchte Ergebnisse geheimzuhalten
Der WWF hatte tatsächlich eine Untersuchung der Vorfälle zugesagt und zwei Untersuchungsteams in den Salonga Nationalpark entsandt. Doch als deren Bericht vorlag, versuchte der WWF, die Ergebnisse vor seinen Partnern und der Öffentlichkeit geheimzuhalten.
Einer der Ermittler berichtete, er sei vor Ort mit dem Tode bedroht worden. Die entsendeten Teams klagten außerdem, die Zeit habe nicht gereicht, um effektiv aufklären zu können und neueren Vorwürfen habe man gar nicht erst nachgehen dürfen.
Von einer geplanten zweiten Vor-Ort-Untersuchung durch den WWF, die einen Doppelmord im Juli 2017 aufklären soll, erfuhr das Entwicklungshilfeministerium erst vor wenigen Tagen durch eine Anfrage von BuzzFeed News.
60 Millionen Euro von Deutschland für den WWF
Insgesamt hat der WWF seit 1998 fast 60 Millionen Euro für Projekte der Entwicklungshilfe von deutschen Behörden erhalten.
Der WWF ist für die deutsche Bundesregierung einer der wichtigsten Partner für Naturschutzprojekte – und dafür fließt eben sehr viel Geld:
So hat die KfW seit 2008 rund 46 Millionen Euro in die Schutzgebiete der Region investiert, das BMZ nochmal 76 Millionen Euro.
Für Projekte auf kongolesischem Grund und Boden erhielt der WWF vom Entwicklungshilfeministerium und dem Bundesumweltministerium in den vergangenen zehn Jahren mehr als 13 Millionen Euro.
Menschenrechtsverletzungen in Kamerun
Dem WWF war in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen worden, die im Raum stehenden Menschenrechtsverletzungen nicht konsequent genug aufzuklären.
So bestätigte schon 2015 eine interne WWF-Untersuchung dessen Verwicklung in brutale Menschenrechtsverletzungen in Kamerun. Die Untersuchung blieb jedoch ohne Folgen.
Foto: Pixabay
Quelle: buzzfeed.com